Inbetriebnahme der Weitergehenden Aufbereitung im Wasserwerk Hengsen
Wasserwerke Westfalen ergänzt ihr naturnahes Verfahren der Trinkwassergewinnung aus Vorsorgegründen um zusätzliche Aufbereitungsschritte. So kann auch in Zukunft in der Ruhr vorkommenden Spurenstoffen optimal entgegengetreten und die Trinkwasserqualität für die folgenden Generationen gesichert werden.
Offizielle Inbetriebnahme der WAA im Wasserwerk Hengsen
„Mit der Inbetriebnahme der „Weitergehenden Aufbereitungsanlage“ (WAA) im Wasserwerk Hengsen ist das vorletzte unserer Werke an die Anforderungen der Zukunft angepasst“, so WWW-Geschäftsführer Dr. Bernhard Klocke. „Über die bisherige Aufbereitungstechnik hinausgehende zusätzliche Reinigungsstufen schaffen ab jetzt auch im Wasserwerk Hengsen eine noch höhere Sicherheit gegenüber nicht vorhersehbaren mikrobiologischen oder chemischen Wasserinhaltsstoffen“, so Dr. Klocke weiter.
Bausteine für die Zukunft
Bis 2026 wird Wasserwerke Westfalen zusammen mit ihren Gesellschaftern DEW21 und Gelsenwasser rund 150 Mio. Euro in die zusätzlichen technischen Verfahrensstufen und den hiermit verbundenen höchsten technischen Standard investieren. Die Errichtung der WAA setzt die Vorgaben des Programms "Reine Ruhr" des NRW-Umweltministeriums um und sichert den durchgehend sehr hohen Qualitätsstandard des bei WWW produzierten Trinkwassers.
„Mit der Erstellung einer NRW-Wasserstrategie werden wir weitere Leitlinien zur Schadstoffminderung im Wasserkreislauf setzen. Die Anlage in Hengsen leistet heute schon einen wichtigen Vorsorgebeitrag für die Menschen an der Ruhr“, so NRW-Umweltminister Oliver Krischer bei der Eröffnung.
Strategie der Wasserversorgung an der Ruhr
Das Wasserwerk Hengsen ist das vierte von insgesamt fünf WWW-Werken, die um eine weitergehende Wasseraufbereitung ergänzt werden. Nun sind nach Echthausen und Witten auch die beiden Schwerter Werke Hengsen und Westhofen für alle Eventualitäten gewappnet. Als letztes Werk wird das Wasserwerk Halingen planmäßig Anfang 2026 fertiggestellt.
„Wir stärken die Resilienz der Trinkwasserversorgung auch in qualitativer Sicht mit der 35 Mio. € Investition in Hengsen“ betont WWW-Geschäftsführer Bernd Heinz. Mit Einbindung der örtlichen Wasserkraft und der integrierten Photovoltaikanlage wird die Anlage klimaschonend mit Strom versorgt.
Die weitergehenden Aufbereitungsstufen im Überblick:
Ozonung
Ozon oxidiert auf umweltfreundliche Weise im Wasser gelöstes Eisen und Mangan und bricht persistente organische Verbindungen auf, die dadurch leichter abfiltrierbar sind.
Flockung (bei Bedarf)
Durch Zusatz von Flockungsmittel wird der überwiegende Teil der im Rohwasser enthaltenen Trübstoffe gebunden und kann besser herausgefiltert werden.
Mehrschichtfiltration
Das Wasser durchläuft zwei biologisch aktive Schichten von Filtermaterial, bestehend aus Aktivkoks und Quarzsand. So können Partikel bestmöglich abgeschieden und klares, trübstofffreies Wasser erzeugt werden. Zusätzlich werden Bakterien beseitigt, organische und anorganische Verbindungen wie Ammonium werden abgebaut.
Adsorption an Korn-Aktivkohle
Mit Aktivkohlefiltern werden nicht bzw. nur schwer biologisch abbaubare organische Stoffe gebunden und aus dem Wasser entfernt, wie zum Beispiel Pflanzenschutzmittel oder Medikamentenrückstände.
Die Nachbereitungsschritte:
Physikalische Entsäuerung
Statt wie bisher mit Natronlauge zu entsäuern, stellt WWW auf ein rein physikalisches Verfahren um. Das Wasser wird mit feinperliger Luft durchsetzt. Durch die Luftbläschen wird das im Wasser enthaltene Kohlendioxid ausgetrieben und der pH-Wert des Wassers bis zum Kalk-Kohlesäure-Gleichgewicht angehoben.
UV-Desinfektion
Die Umstellung auf ein physikalisches Verfahren in der Desinfektion mittels UV-Licht ist bereits im Vorfeld in allen WWW-Wasserwerken geschehen. Die UV-Bestrahlung deaktiviert am Ende der Aufbereitung schnell und sicher eventuell noch im Wasser verbliebene einzelne Mikroorganismen. Dieses umweltfreundliche chemikalienfreie Desinfektionsverfahren machte das ehemals eingesetzte Desinfektionsmittel Chlordioxid überflüssig.
Das Wasserwerk Hengsen
Das Wasserwerk Hengsen liefert Trinkwasser für ca. 300.000 Menschen in die Versorgungsgebiete Dortmund, Iserlohn, Schwerte und Holzwickede. Im Jahr 1908 erfolgte die erste Trinkwasserproduktion und seit 1937 wird Strom aus der aufgestauten Ruhr gewonnen. Hier geht es zu unserem Infofilm über die Trinkwassergewinnung im Wasserwerk Hengsen.
Bild 1: Die WWW-Geschäftsführer Bernd Heinz (links) und Dr. Bernhard Klocke (rechts), NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Mitte) und die Gesellschafter Henning Deters (2.v.l. Gelsenwasser) und Matthias Klein-Lassek (3.v.r. DEW21) bei der Inbetriebnahme der "Weitergehenden Aufbereitungsanlage" (WAA) im Wasserwerk Hengsen.
Bild 2 (von links): Die WWW-Geschäftsführer Bernd Heinz und Dr. Bernhard Klocke, Bürgermeister Dimitrios Axourgos und die Bürgermeisterin der Gemeinde Ulrike Drossel in der neuen WAA Hengsen.
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