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Trockenheit und Dürre im Sommer 2022 – Versorgungssicherheit für das lebensnotwendige Gut Trinkwasser steht im Fokus (AWWR)

| Externe Pressemitteilung

Auch in diesem Jahr steht die Versorgungssicherheit für das wichtige Gut Trinkwasser erneut im Fokus der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR) und in ihrem Beitrag zur gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Ruhrverband. Klimaresilienz und Energieversorgung für die Trinkwasserproduktion der 18 Mitgliedsunternehmen, die insgesamt rund 4,6 Millionen Menschen, Gewerbe und Industrie an der Ruhr verlässlich mit – im letzten Jahr rund 251 Millionen Kubikmetern – Trinkwasser von bester Qualität versorgen, sind hierbei die Kernthemen der Betrachtung. 

Klimaresilienz 

Die AWWR beschäftigt sich seit 2018 intensiv mit vorausschauenden Maßnahmen hinsichtlich des Klimawandels für die Ruhrwasserwerke, insbesondere mit der Verbesserung des Niedrigwassermanagements der Ruhr. Die extremen Dürrephasen in den letzten Jahren haben das Talsperren-Management auf harte Belastungsproben gestellt. Sondergenehmigungsverfahren zur Abflussreduzierung haben viel Zeit – und somit auch Wasser – gekostet, so auch in diesem Jahr. 

Denn auch den Kapazitäten der Talsperren, die die Ruhr während der Trocken- und Hitzeperioden speisen und somit das Rohwasser für die Trinkwasserproduktion garantieren, sind Grenzen gesetzt und diese kostbaren Vorräte gilt es, sinnvoll einzusetzen. Die festgeschriebenen Mindestabflüsse der Ruhr an den Pegeln Villigst und Hattingen sind nicht mehr zeitgemäß und zu unflexibel. „Um klimaresilient aufgestellt zu sein, benötigt der Ruhrverband einen größeren Handlungsspielraum zur schonenden Bewirtschaftung der Talsperren als das Ruhrverbandsgesetz ihn momentan hergibt“, wiederholt Bernd Heinz, Vorsitzender der AWWR, die bereits erstmals vor drei Jahren gestellte Forderung. 

Zuständig für die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung durch eine angestrebte Anpassung des Ruhrverbandsgesetzes mit neuen zukunftsfähigen Niedrigwasserabflüssen sind der Ruhrverband und die AWWR, die ihre Erfahrungswerte und konkreten Maßnahmenvorschläge in die Runde eingebracht haben, und das Land Nordrhein-Westfalen, das die Entscheidungshoheit besitzt und sich seither in der Konzeptphase befindet. Bestand im letzten Jahr die nun leider nicht erfüllte Hoffnung, die alte Landesregierung würde diesen wichtigen Prozess noch in ihrer Legislaturperiode in die Wege leiten, so bleibt jetzt der Appell an die neue Regierung und die Fachministerien, zügig zu entscheiden und einen neuen Rahmen für die Daseinsvorsorge zu setzen. „NRW muss schneller werden. Das nächste Extremereignis wartet nicht auf lange Behördenabstimmungen“, so Heinz zum jetzigen Umsetzungsstand. Und weiter: „Besser eine schnelle, pragmatische 95% Lösung als das perfekte Modell in ferner Zukunft. Denn neben einer Energiekrise brauchen wir nicht auch noch eine Wasserkrise an der Ruhr.“  

Neben Niedrigwassermanagement bzw. Ruhrverbandsgesetzesänderung stehen bei der AWWR weitere wichtige Punkte auf der Agenda, um sich den spürbaren Auswirkungen des Klimawandels entgegenzustellen. Hierzu gehören insbesondere seit dem fatalen Sommerhochwasser des letzten Jahres die Verstärkung des Hochwasserschutzes, der Ausbau von Verbundlösungen und ein selektiver Kapazitätsausbau einzelner Wasserwerke, da die vormals historischen Überkapazitäten angesichts des erhöhten Trinkwasserbedarfs und der neuen Rekord-Förderzahlen nicht mehr vorhanden sind. Des Weiteren wird an einer nochmals verstärkten Qualitätsüberwachung und Datentransparenz, dem professionellen Krisenmanagement und einer gegenseitigen Nothilfe zwischen den Mitgliedsunternehmen gearbeitet. Die AWWR-Mitglieder investieren in diese Maßnahmen hohe Geld-, Personal- und Zeitressourcen und richten sich langfristig strukturell neu aus auf ihrem Weg in eine klimaresiliente Zukunft für die Trinkwasserversorgung. 

Energieversorgung 

Die AWWR-Mitgliedsunternehmen stehen von jeher für Umweltschutz und Nachhaltigkeit und arbeiten stetig daran, ihr Produkt Trinkwasser noch klimafreundlicher herzustellen. Dazu gehört an vorderster Stelle der Ausbau von erneuerbaren Energien. Bei der in vielen Ruhrwasserwerken erzeugten Wasserkraft bestehen keine weiteren Möglichkeiten, die Energiegewinnung zu maximieren. Die aktuellen Rahmenbedingungen für die Genehmigungserteilung für Windkraft stehen einem schnellen Handeln entgegen. Um den Strombedarf in den Wasserwerken in noch höherem Maße über selbsterzeugte, regenerative Energie zu decken, ist von daher der weitere Ausbau von Photovoltaik-Anlagen, kurz PV-Anlagen, in den Wasserwerken die zukunftsfähige Lösung.  

Die meisten Ruhrwasserwerke sind bereits mit PV-Anlagen auf den Dachflächen der Betriebsgebäude ausgestattet, was in Zukunft noch weiter ausgebaut werden wird. Hierfür sind durch die neu gebauten „Weitergehenden Aufbereitungsanlagen“ (WAA) große, hervorragend geeignete Dachflächen entstanden bzw. entstehen noch. Bei der Wasserwerke Westfalen GmbH (WWW) zum Beispiel wurden bereits in zwei Werken PV-Dachflächenanlagen auf der WAA installiert. Mit einer dieser 375 Kilowattpeak PV-Anlagen (peak = Spitzenleistung) können jährlich rund 350.000 Kilowattstunden CO2-freier Strom erzeugt werden.  

Ein weiterer großer Schritt wird die Errichtung von selbstbetriebenen PV-Freiflächenanlagen auf den Wasserwerksgeländen sein, selbstverständlich im Einklang mit dem Gewässerschutz. Bei WWW ist die erste Freiflächenanlage ihrer Art in der Wasserschutzzone II im Wasserwerk Echthausen in Betrieb gegangen – ein wegweisendes Pilotprojekt, das bundesweit ein klares Zeichen für erneuerbare Energien in der Trinkwasserversorgung setzt. Der hier erzeugte Solarstrom wird im Werk zur Trinkwasserproduktion genutzt, geschätzt 700.000 Kilowattstunden pro Jahr.  „Freiflächenanlagen in der Wasserschutzzone II zur Eigenversorgung stellen beim aktiven Umbau der Stromversorgung die ‚Königsdisziplin‘ dar“, dazu das Statement von Bernd Heinz. „Derartige Genehmigungsfragen mit besonderen Anforderungen sind Neuland und ziehen einen langen, aufwändigen Prozess mit sich.“ Doch nun ist das Eis gebrochen und „mit gesetzlichen und politischen Vorrangregelungen sehen wir künftig weitere und schnellere PV-Projekte als realistisch an“, so Heinz weiter. 

Mit Wasserkraft, Notstromaggregaten und der neuen Generation von PV-Anlagen gewinnen die Ruhrwasserwerke eine sehr hohe Energiesicherheit – wichtig gerade in der aktuellen Zeit.  

 

Link zum Herunterladen des Ruhrgüteberichts 2021:  

https://www.ruhrverband.de/fileadmin/pdf/presse/wissen/ruhrguetebericht2021.pdf 

 

Bildunterschrift: Prof. Norbert Jardin (r.), Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands, und Bernd Heinz, Vorsitzender der AWWR, stellten gemeinsam den Ruhrgütebericht 2021 der Öffentlichkeit vor. Quelle: Ruhrverband